Auf der Donauinsel, Waldwegerl. Sonniger Tag früh im Juli. Kehre von einem leisen Vormittag am Flussufer heim, sandig-geerdet, ein klein wenig durstig. In der einen Hand ein Buch, in der anderen, zwei leere Getränkebehältnisse. Eine Dose, eine Flasche, beide stinken sauer nach heißer Hefe. Müll, den ich in "meiner" kleinen Bucht aufgelesen habe, um sie gemütlicher zu machen. Von einer Laube am Wegesrand, höre ich ein Rascheln und treffe den Blick eines anderen Halbtagsurlaubers.
Mit einem "Tschuidige", springt er auf seine Füße und hält mir, "magst des mitnehmen?", eine weitere Dose entgegen.
In meinem ersten, der Hilfsbereitschaft meines Naturells folgenden Impuls, mache ich einen Schritt auf ihn zu. Dann überlege ich mir die gesamte Situation.
"Na, eigentlich ned", brumme ich zwischen zusammengekniffenen Kiefern. "I hab nur da den Dreck mitgenommen, den andere Leut' liegen lassen haben, weil i leiwand bin."
"Jo, eben", hat der den Nerv zu sagen, "deshoib."
"Jo na Danke, des kaunst schee söba mochn."
Und schon hagelt es Verwünschungen, von hinten an meine Ohren, als ich mich zügig weiter bewege.
"Dann hoid ned, Funsn blede, Hawarie ane blök, blök, blök. Quak, quak, quak."
Ich hätte nicht schlecht Lust, umzudrehen und ihm auch noch ein paar Sachen an den Kopf zu werfen.
"Heast, Hawara, i ram zsaum, dass der Urt scheena is, owa i hob nix davon, außer an schenan Urt. Es mocht ma ka Freid'"- und wie es nur uns gebürtigen Wiener*innen gegeben ist, wechsle ich - mitten in der Kurve eines Satzes, vom tiefen Meidling in astreines Schönbrunnerdeutsch, "es gefiele mir nicht minder, fände ich die Insel so vor, ein lauschiges Platzerl nur kultiviert berührter Natur, wo ich ein Stündlein oder zwei mich märchenhafter Träumerei erfreuen kann... Is oba ned. Waaßt du, wie viele Tschick ich vom Boden aufg'lesen hab? Wegen genau solche Heisln wie du eins bist, die glauben ihr Mist ist des Problem von andare Leit? Reiß di lieber zsamm und nimm dir ein Beispiel, du mutterloser Hosenscheißer!"
Aber all das, sage ich nicht. Bin ich alt und konfliktscheu geworden? Vielleicht auch das. Insgeheim hege ich aber die Hoffnung, dass
mein sanfteres Schweigen
mit zärtlicher Kraft größere Lektionen zu lehren vermag.
Hinterlasse den Ort nur etwas besser, als du ihn vorgefunden hast.
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