Montag, 20. Oktober 2025

The heart is the receiver

 

für Irina


Bei meinem letzten Besuch in Athen, 

wollte Sonnengott Heliós mich unbedingt sehen,

Zum ersten Mal überhaupt seit Langem.

Auf Biegen und Brechen kam ich auch an, 

Fast genau zu Sommerbeginn,

Dem Fest seiner höchsten Umlaufbahn.

So entsandte er, mir zum Empfang

Aus seiner Ephemeris,

Hin zu Akropolis’ Pforte, 

Seinen schönen Sohn, Lefteris,

Einen prächtigen Söldner aus Sparta!

Der reichte mir freundlich die Hand - 

Wechselte das Gewand, 

Wurde zum freien Athener Bürger 

Und trug mich fort, nicht, wie ein Würger,

Sondern wie ein freundlicher Lebensgeist, 

Der einem die Richtung weist,

Wie ein Edelmann, der Prinzipien hat,

Auf seinem feuerroten, metallenen Pferd

Hinaus aus der Stadt,

Auf verschlungenen Pfaden.

Und wir kamen alsdann,

An einem märchenhaften Gestade an,

Der schönste Meerbusen weit und breit!

Wir badeten in Poseidons Schoß für einige Zeit,

Weilten und heilten und dachten groß, 

An Gestirne und Götter und Seelen, jedwedes Los,

Und wie alles immer ein διαλογισμός

ist, in flüsternden Büschen, 

wo sich die Stimmen des Universums mit

Selbstverständlichkeit ins Gespräch mischen.


Hier also ergreift Helios

Das Wort, nickt, und zwinkert mir leise zu, 

“Sei nicht hart, 

bedenke, die erstaunlichsten Kräfte entfalten sich zart. 

Werde nicht bitter im Angesicht der Enttäuschung,

Lass sie wie einen Hauch vorüber wehen, 

Du bist nicht notwendig die, die du gestern warst,

Weil du gerade durch Offenheit deinen Charakter bewahrst,

Vergiss nicht zu glänzen, zu strahlen, sei zur Vergebung bereit

Und werde Erscheinung, jeden Tag,

Annähernd zur gleichen Zeit,

Erleuchte die Welt mit deinem Licht, oder auch nicht,

Wie es an Witterungen eben liegt,

Aber bleibe zuallererst in dich selbst verliebt,

Indem du ein Wesen wirst, von dem du dich freust,

Dass es so etwas gibt! 

Vertrau dich dem Weg an, 

Sei im Jetzt!

Dann wird es leicht für dich zu verstehen,

Erfahrungen, Zeiten, Zyklen kommen und gehen.

Wie auch immer es Anderen zu denken und urteilen beliebt:

Am Himmel steht immer 

ein*e, die liebt! 


Sodann sahen die übrigen Gött*innen mich in ihren Sphären 

Und waren - teils - auch bereit, 

Mir Audienz zu gewähren. 

Das Heiligtum der Göttin der Staatlichkeit erschien mir zu überlaufen 

Um die Jahreszeit - ein einziger wuselnder Ameisenhaufen

Und kein bisschen Schatten weit und breit…

Genau da winkte Hephaistos, der Handwerksgott, mir freundlich zu,

Um mich aus der Flut von Pilgern zu fischen,

Sprach, ich dürfe mich im Schatten seines Edifiziums erfrischen

 - in das sich weit weniger neugierige Nasen mischen,

So bekundete ich meine Bewunderung

Und freute mich der sengenden Gluten Linderung, 

Nach einiger Zeit lenkte er mich, wie es kam, 

liebevoll weiter zu einem Olivenbaum,

Der mir großmütig drei seiner Kinder schenkte,

Wie er seine ästelnden, lebensspendenden Arme um mich herum senkte,

Um diese Gabe hatte mich ein Käuzchen aus Wien

Gebeten, wer sonst, ist nicht Athen von allen Städten

Den seiner Art verwandten die große Mutter Königin 

Und ich nahm die mir so anvertraute Gabe mit Erleichterung

Da sich hier alles so schön für mich fügte

Und ohne große Verzögerung zeigte der Baum mir durch den Vorhang seines Geästs

Den Weg zur ewig hellenischen Agorá.

Am Ort der Metronomoi hielt ich inne, 

Maß und zollte meinen Respekt für die Bewahrer der Rechtschaffenheit.

Und wie auf selbstverständlicher Schiene

Kam ich endlich 

Am Tempel und Altar meines Gestirnherrschervaters

Ares an.

Der macht mir - an seines Opfersteins Fuß

einen ungeduldigen, warmen 

Willkommensgruß,

Mit offenen Armen.

Und spricht: Er freue sich, mich vor sich zu haben,

Er könne sehen, ich habe viele Schlachten geschlagen, 

Nicht wenig stolz sei er auf seine Tochter, doch;

Und es muss, um wie es war, zu sagen, 

In englischer Sprache sein, 

“My dear daughter, never dare to yield again,

To morons, who never deserved to lead or rule the field!

Whoever taught you this stupid lesson!

Quick, go unlearn it!

Who longs for a respectful society 

Has got to earn it!

μολὼν λαβέ!”


All dieses ist wahr, ungelogen

In dieser unglaublichen Stadt,

Durch die heut’ noch ursprüngliche Prinzipien wogen,

Und viele der ältesten, gesellschaftsstiftenden Gött*innen wohnen,

Waren meine Interaktionen 

genau dieser - oder sehr ähnlicher Art,

Arkadische Schönheit, nie, nie seh’ ich mich an dir satt, 

Schenkst du mir doch jedes Mal vom Himmel ein Stück,

Liebstes Athen, ich komm gerne zurück!


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