Donnerstag, 19. Januar 2012

Ohne Titel 42


Über das Leben, das Universum und den ganzen Rest (nach Douglas Adams)
... oder worüber schreibt man sonst? Über die Selbsterkenntnis und die Unmöglichkeit zur Rückkehr. Über die Sehnsucht nach Rohheit und primitivem Sein oder Nichtsein. Ja oder Nein. Das, vermutlich (und in vermutlich, wie in wahrscheinlich, sicherlich aber auch fälschlich steckt schon rein orthografisch mein ich), ist die letzte Frage. Und die Antwort muss nun jeder selbst geben. Dann kommt am Schluss (der wann eintritt und nach dem was kommt?), alles zusammengenommen, mit allen Wahrscheinlichkeiten multipliziert und durch die Unendlichkeit gebrochen, zweiundvierzig heraus. Oder auch dreiundzwanzig.

Das alles hier ist vermutl-ich eine gigantische Volkszählung der Optionen. Also überlegen Sie schon mal: Sagen Sie Ja? Oder sagen Sie Nein?

Für jemanden, die sofort immer eine Meinung hat, lang bevor sie weiß, worum es geht, ist Essayschreiben eine Herausforderung. Weil es Fragestellen bedeutet und versuchen, muss ich mich dabei sozusagen selbst überraschen. 

(Ein häufig vollzogener Schlagabtausch zwischen meinem Freund und mir geht so: Er zu mir: Du hast doch keine Ahnung!
Ich zu ihm: Du hast doch keinen Plan!
Und genau so verhält es sich auch. Ich brauche keine Ahnung, denn ich habe einen Plan. Eine Vorstellung davon, wie sich die Dinge zu verhalten haben.)


Ich stelle die letzte aller Fragen, bevor ich irgendetwas Anderes wissen will. Eigentlich will ich garnichts Anderes wissen. Es genügte mir, den Plan zu kennen, mit den Details dürfen sich Andere befassen. Ich ergötze mich an Dokumentationen über die neuesten Forschungsergebnisse. Ob es darin um Astrophysik oder um Chemie geht, Parapsychologie, Quantenmechanik oder Kernfusion, ist nicht so wichtig. Hauptsache, die finden was Spannendes raus.
Ein Plan. Vielleicht, eine Anleitung. Die Spielregeln oder so ähnlich. Eine knappe Inhaltsangabe.

Was hält die Elektronen auf ihrer Bahn um den Atomkern?
Wie funktioniert Gravitation?
Was soll Dunkle Materie sein?
Was wartet jenseits der Lichtgeschwindigkeit?
Weshalb ist nichts kälter als der absolute Nullpunkt?

Schade, dass darauf in der Bibel keine Antworten stehen. Oder im Koran, ja nichtmal in den Veden, sofern ich unterrichtet bin. Sonst könnte ich schon ein Religiöser Fundamentalist werden. Wie sich die Vorstellungen ändern. Auch die vom Wissen. Die Begriffe und Methoden. Von den Schamanen zu den Philosophen, von Klerikern zu Physikern wandeln sich die (Herangehens-)Weisen und schon wieder tue ich so, als stünde ich außerhalb der Zeitlinie und könne mir ein vollständiges Bild von der Sache machen, wie Christof Subik mich aber lehrte, verstellen die Weltbilder die Sicht auf die Welt. Also beschränke ich mich auf die Menschheitsgeschichte. Mein Kopf will es sich wohl einfach machen, diese Dingens, diese Sachen in eine Kiste verpacken, Stempel drauf und endlich nach Rezept zu leben anfangen. 
Meine Sichtweise der heutigen Weltanschauung (hier im Westen versteht sich, oder vielleicht auch nur im 6. Wiener Gemeindebezirk) erlaubt folgenden Schluss:
Was existiert, hat schon immer existiert, zumindest in den letzten 13einhalb Milliarden Jahren seit dem Urknall, da alles, was heute ist, in ihm entstand und fortan nach gleichbleibenden Gesetzen expandiert und reagiert und sich abgekühlt hat, bis sich schließlich eine bestimmte Ansammlung von Teilchen zu meiner Existenz zusammenschloss. Alles, was ich also als Teil von mir empfinde, war von Anfang an dabei. Alles, was bisher passiert ist, hat dazu geführt, dass ich heute bin. Irgendwo da drinnen muss doch eine Antwort liegen, ein Schlachtplan, oder zumindest die richtige Frage. 
Soll ich den Satz mit "Und" oder mit "Aber" beginnen, wenn ich hinzufüge, dass schon in sieben Jahren jedes dieser Teilchen weg und durch ein Anderes ersetzt sein wird, dass sich dann als ich fühlen wird?

Welchen Unterschied gibt es zwischen einem Menschen drei Minuten vor- und drei Minuten nach seinem Tod?
Und wann genau war der Todeszeitpunkt des Christbaums, der bis vorgestern in meinem Wohnzimmer stand?
Welche Voraussetzungen müssen erfüllt sein, damit etwas als Leben gilt?
Und welche gelten für Intelligenz? Vor wem? Und wie lange?

Darauf, vielle-ich-t, wissen religiöse Schriften eine Antwort. Sie liefern sogar eine einfache Anleitung dazu, um das Bestmögliche herauszuholen. 
Ihre mangelnde Glaubwürdigkeit auf vielen anderen Gebieten aber, diskreditiert sie für mich. Für viele Andere nicht. Es hilft, wenn man nicht mehr denken muss. Dann kann man vielleicht endlich einfach handeln.
Und alles. Juchee, eine Pauschalantwort. 

Aber was haben Elektronen in der Außenhülle von Atomen mit chemischen Eigenschaften zu schaffen? Weshalb pflanzen sie sich in Achterschritten fort? Und was zur Hölle ist eigentlich Musik? Woher kommen die Intervalle? Was hat das alles mit der Entstehung des Lebens zu tun?

Alles ist viel zu kompliziert. Jemand wie ich würde sich da wünschen, man lebte im Mittelalter und die Bibel hätte alle Antworten. Oder irgendsoein anderes Buch. Zu dumm, dass es keinen Weg zurück gibt, wenn die Fragen erst formuliert sind. Kein Garten Eden, keine Wildnis, kein es-ist-wie-es-ist.
Wir sind der Selbsterkenntnis anheim gefallen. Sie hat uns gepackt wie die Pubertät, wir haben tief in den Brunnen geschaut und gesehen: Leben ist Sterben. Eines ist, weil es sich aus dem Anderen gründet und der Kampf namens Evolution ist brutal. Wer aber einmal hinter den Vorhang von Gut und Böse geschaut hat muss sich vor dem Eingreifen hüten, dummerweise gibt es diese Option nicht, solange der Körper bedient werden muss, um den Geist zu befriedigen. Werden wir uns also als notwendige Konsequenz eines Tages ins Internet hochladen?

Die Hoffnung auf Antwort, auf das andere Ende des Tunnels. Hinter der Erkenntnis liegt das Paradies.

Es ist schwierig, am Boden zu bleiben, wenn alles so aufgetakelt tut. Deshalb lieber zurück zu einfachen, wenn auch veralteten Regelmodellen, suchen wir unser Heil dort, wo schon Andere vor uns suchten, verschieben wir als Gegenleistung für die simple Anleitung unsere Seligkeit auf einen Zeitpunkt nach unserem Tod, hoch lebe die Religion, oder was von ihr übrig ist. 
Dabei war es noch nie so einfach wie heute. Wirklich, fragen Sie einen der Transistoren in Ihrem Computer - er wird Ihnen Antworten: Ja! oder Nein! Keine Graustufen des Wenn und Aber, keine Spezialfälle, keine Ausnahmen. Ja oder Nein. Mehr muss er nicht wissen. Und natürlich hängt seine Meinung auch davon ab, was sein Nachbar denkt, aber man tut wenigstens nicht erst so, als würde man Kompromisse schließen. Na, wäre das fein, so ein Transistorenleben? Das Ergebnis der Erhebung, wenn erst alle Transistoren ihren Senf dazugegeben haben, ist Statistik. Und die im Auge des Betrachters. Das wollen führende Psychokinetik-Forscher schon anhand des Verteilungsverhaltens von Kichererbsen nachgewiesen haben. Warum auch nicht, der unbeteiligte Beobachter ist doch schon längst im Doppelspalt verloren gegangen.

Wann wurde die Objektivität erfunden? Und von wem?

Hinzu kommen noch die Begriffe. Ich schreibe das. Sie lesen das. Oder etwas völlig Anderes. Stellen Sie sich vor, ich würde in Esperanto schreiben. Welche Bilder hätten Sie dann im Kopf? Wie würde wohl das Wort für "Verteilungsverhalten" klingen?

Our purpose is to examine subtle correlations that reflect the presence and activity of consciousness in the world. (...)Large scale group consciousness has effects in the physical world. Knowing this, we can intentionally work toward a brighter, more conscious future.
Global Conciousness Project; http://noosphere.princeton.edu;10.1.2012
Ich stelle mir vor, wie ich diesen Text von einem Übersetzungsprogramm bearbeiten lasse. Da ist zum Beispiel so ein Gefühl in meinem Kopf, ich würde vielleicht eine Geste machen, um es zu beschreiben, aber dann muss ich nach einem Wort suchen, das halbwegs drum herum passt, zumindest um die Geste. Damit ich es transportieren kann, aber nicht etwa das Gefühl, nur das Wort, über irgend so einen visuellen oder akustischen Kanal, das Wort, das Wort sein könnte oder Gefühl und es macht dann vielleicht ein Gefühl in Ihrem Kopf, vielleicht ein Ähnliches, aber jedenfalls ein Neues, denn ich habe meines ja noch.

das Wort, das Wort sein könnte oder Gefühl...
http://babelfish.yahoo.com/translate_txt - Deutsch auf Englisch
the word, the word to be would know or feeling
http://babelfish.yahoo.com/translate_txt - English auf Chinesisch -trad
詞,是的詞將知道或感覺
http://translate.google.de/#zh-CN|ru|詞,是的詞將知道或感覺 - Chinesisch auf Russisch
Слово слово знать или чувствовать
http://translate.google.de/#ru|hi|Слово%20слово%20знать%20или%20чувствовать - Russisch auf Hindi
शब्द के शब्द पता है या लगता है
http://translate.google.de/#hi|fa|शब्द%20के%20शब्द%20पता%20है%20या%20लगता%20है - Hindi auf Persisch
کلمه کلمه می دانم و یا فکر می کنم
http://translate.google.de/#fa|el|کلمه%20کلمه%20می%20دانم%20و%20یا%20فکر%20می%20کنم - Persisch auf Griechisch
Νομίζω ότι η λέξη ή λέξεις
http://translate.google.de/#el|yi|Νομίζω%20ότι%20η%20λέξη%20ή%20λέξει - Griechisch auf Jiddisch
איך טראַכטן די וואָרט אָדער ווערטע
http://translate.google.de/#yi|fi|איך%20טראַכטן%20די%20וואָרט%20אָדער%20ווערטער - Jiddisch auf Finnisch
Mielestäni sana tai sanoja
http://translate.google.de/#fi|sw|Mielestäni%20sana%20tai%20sanoja - Finnisch auf Suaheli
Nadhani neno au maneno
http://translate.google.de/#sw|it|Nadhani%20neno%20au%20maneno - Suaheli auf Italienisch
Credo che la parola o le parole
http://translate.google.de/#it|de|Credo%20che%20la%20parola%20o%20le%20parole - Italienisch auf Deutsch
Ich denke, das Wort oder die Wörter

Das ist natürlich nicht repräsentativ, kulturell gefärbt und von meiner künstlichen Formulierung ausgehend. Aber vielleicht haben Sie schon einmal von Fraktalen gehört: Man füttert eine Gleichung immer wieder mit ihrem Ergebnis. Der Gedanke, den ich dahinter vermute, oder der sich mir daraus ergibt: Am Anfang war alles einfach, als es sich verbreitete, wurde es kompliziert und am Ende ist alles dasselbe. Es gefällt mir schon, zu denken: Fangen Sie beim Kleinen an. Arbeiten Sie sich aus dem Kleinsten ins Größte. Viele Einheiten ergeben ein Ganzes. Es beginnt mit einem Ja. Endet es mit einem Nein? Ist das Experiment nun gelungen, oder gescheitert, wenn sich der Satz am Schluss nur geringfügig von seinem Ausgang unterscheidet? Die Übersetzungsmaschine hat ein "ich" hinzugefügt.

Woher kommen eigentlich die Gegensätze? 
Und die Naturgesetze?
Warum gibt es Masse?
Was bedeutet Zeit?

DIe Chaostheoretiker wollen zum Beispiel schon längst alles abschaffen. Wenn es nach denen geht, gibt es garnichts, zumindest nichts, was man in unseren Alltagssprachen beschreiben könnte. Wenn ich laienhaft zusammenfasse, was ich mir aus TV-Kommentaren von Quantenphysikern zusammengereimt habe, klingt das in etwa so: Im Mikrokosmos, auf subatomarer Ebene, lassen sich die Naturgesetze nicht mehr anwenden. Man kann nicht länger nach dem "was" und "wo" fragen, nur noch nach dem "wie" und "wann". Wie das "wie" die Eigenschaften, so verbindet das "wann" die Orte. Es geht um die Verbindungen, nicht um ihre Pole. 

Manchmal finde ich es seltsam, wie viele Begriffe sich diese Naturwissenschaftler aus spirituellen Strömungen borgen. Da ist von der Verbundenheit aller Dinge die Rede, und von einer zugrunde liegenden Wirklichkeit, auf die unsere Vorstellungswelt nicht anwendbar ist. Einzig die Mathematik soll sich eignen, diese Dimension zu benennen. Weil sie die Verhältnisse zueinander ausdrückt. Und diese liefern ein Ergebnis. Nicht umgekehrt, wie vielleicht Sprache suggeriert: Das Gegebenheiten zu Verhältnissen führten.

In der Traditionell Chinesischen Medizin geht es, so wie ich es verstehe, auch hauptsächlich um die Zusammenhänge. Nicht was ist, sondern wie es zusammenwirkt und wie es fließt, das zählt. Womöglich wirkt sie unter genau dem Paradigma, nach dessen Übernahme die Chaostheoretiker seit bald einem Jahrhundert verlangen. 

Und wenn das also im Kleinsten gilt, was bedeutet es für mich und Andere, die etwas größer sind? Sind wir, ist mein "ich" letztlich auch nur Produkt diverser Faktoren? Kann ein und dieselbe Gleichung vielleicht auch zu verschiedenen Ergebnissen führen? Eigentlich nicht. Bin ich also eine gesellschaftliche Notwendigkeit und dazu da, die Verhältnisse weiter zu bestimmen? Und genau das tun Menschen doch, oder? Wenn sie einen Anknüpfungspunkt finden, der sich schon irgendwie gesichert anfühlt, hängen sie ihre eigenen Gedanken daran. Von hinten sieht das Gebilde, das nach gleichbleibenden Spielregeln aufgebaut wurde, dann oft aus wie ein Plan. Aber war es einer? Welchem Ziel dienen diese Regeln?

Talking Tree
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Da gibt es Stimmen, vielleicht kritische, die sagen: "Die Hyperrealität wird schon realer als die Realität" (...empfunden). Hier ist alles einfacher zu verstehen, da es sich innerhalb ganz bestimmter Parameter abspielt. Es ist ganz klar, worauf alles aufbaut. Ob man es nun gänzlich versteht oder nicht, es ist nachvollziehbar. Alles ist möglich, denn nichts ist daran Hexerei.


Wenn wir alle aus Quanten, ja alle aus Atomen, sogar Molekülen und hier hochkomplexen, sogenannten Aminosäuren, entstanden sind und uns, in der Entstehungszeit des Lebens, erst nach und nach von den Pflanzen unterschieden - und letztlich vielleicht alle diese Eindrücke in uns, in unserer DNA gespeichert sind, dann ist die Frage nach dem Sinn des Lebens möglicherweise die gleiche, wie die Frage nach dem Sinn des Internets. Speichereinheiten verschleißen, aber das Ganze bleibt erhalten.

Folgendes Gespräch ereignete sich so oder so ähnlich übrigens kürzlich, also vorgestern, oder so:

"Was ist schon der Unterschied zwischen mir und diesem Baum? Wir sind doch eigentlich nur solche Klumpen, die gelernt haben, Ihr Wasser mit sich rumzutragen, damit man sich das alles mal besser ansehen kann."
(...)
"Wenn alles mit allem zusammenhängt und wechselwirkt, dann kann man sich doch Sterben auch vorstellen, wie einen Knoten, der sich löst."
"Als Knoten in der Energiematrix?"
"Ja. Und dann verteilt sich die Information wieder."
"Aber die Struktur geht verloren."
(...)
"Wie so eine Batterie hier, und ein Glühlämpchen hier dreißig Zentimeter weiter rechts. Und dazwischen fünf Kilometer Kupferdraht, um eine Spule gewickelt."
"Und am Ende wird sie wieder aufgerollt und eingeschmolzen."

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