Sonntag, 28. April 2013

spurwechsel


y - ich hab überlegt mein Fahrrad in die Stadt zu holen aber ein Freund hat mir gleich Angst gemacht, er hat gesagt, die Rennräder werden am schnellsten gestohlen. Naja, ich müsste es halt in die Wohnung  stellen und zweimal die Woche gezielt Fahren fahren.

x - zweiter Stock ohne Lift, wird mühsam.

y - nein, das geht schon. Aber zu Terminen damit fahren geht nicht.

x - ich finde, das geht sehr gut.

y - ja und hast du's dann immer im Blickfeld?

x - nein. aber wenn man sich ständig fürchtet, kann man eigentlich gleich sterben gehen. es könnte immer so viel passieren.

y - ja, am besten reglos sitzenbleiben.

...

y - Schau dich um eine neue Wohnung um. Ich hab neulich mit wem über dich geredet, weißt du, in so einem kleinen finsteren Zimmer wird man einfach depressiv.

x - Schön dass immer jeder eine Patentlösung für die Probleme der Anderen hat.

y - vor allem weil du ja tagsüber auch viel zu Hause bist und -  bist du doch, oder?

x - du glaubst dass du grade unheimlich viel sendest, oder? Dass du mir bedeutungsvolle Informationen übermittelst. Dabei reden alle immer nur Müll. Ich werde jetzt anfangen, das aufzuzeichnen, echt. Das vereinzelte Menschendasein im Zeitalter des Individualismus. Keiner ist mehr in der Lage, irgendwie auf den Anderen einzugehen, die richtigen Verknüpfungen und Bezüge herzustellen. Jeder sieht überall nur sich selbst.

...

y: Schönes T-Shirt.

Donnerstag, 25. April 2013

Ich glaube nicht an Kunst


"Und wohin soll Ihr weiterer Weg führen? Werden Sie sich mit Ihrem Werk an Verlage wenden?"

"Nein, ich habe zu lange daran geschrieben. Die Worte sind sinnentleerte Gebilde, die sich nur selbstgerecht werden. Genauso gut könnte ich Mathematik studieren."

"Also hängen Sie die Kunst an den Nagel?"

"Alles ist Kunst."

Hinterm Horizont des Willens


reißt du Fesseln und Felsen aus meinen Fersen die Verse

Fraktale stauben umher -  Schuppenschillern ungeeinigt ereigniseigen 

und dann stehe ich da, nackt

und dumm.



die Zunge zweifelt gespalten

entlang dessen was übrig ist

versagen wir uns zu sehen


ich rausche jenseits der Gedanken

drifte vom Ufer ab, was ich glaubte.

Prinzipien, Paradigmen stürzen, zerbrechen in tosende, tausende Gischtspritzen

verflüchtigen sich

bis klar ist, was bleibt

Du siehst auf den Grund und sagst:

Nichts.



Süßliche Spinnfäden schmiere ich ins kollektive Gedächtnis

mit spuckfeuchten Fingern

mit blinden Flecken

auf reflexionslose Linsen 

und Scherben fehlen an allen Enden - mit denen schneide ich 

Marken des Scheiterns ins Fleisch

- auch Scheite des Merkens

erscheinen in Spiegelverkehr



Du zweifelst, schwirrt mir

an meiner Wirklichkeit von weit weg

kann ich glitzern und heiße Hitze


Von der Ferne kann ich Schiffe versengen-

aus der Nähe ist da nichts von allein der abwesende Betrachter.


Sprachlos vernehme ich was du mir zeigst und eröffnest

und schwärme auf Augenhöhe mit dir für Momente

dem eigenen flüchtigen Wesen nach

musswillich ein Niemand in Nimmerland sein.


Und die Gedanken platzen wie Seifenblasen im Sturm

nimmst du meine Festigung

reißt sie hinauf durch Wolken zur Sonne

und ich schmelze

was übrig ist, klar

ergießt sich versickernd in Welt, die Dämonen brechen

auf und davon und davon und davon

gebunden: Von alleine kommt nichts konzentriert

du denkst - in meinem Kopf - nicht mehr dran.




Montag, 22. April 2013

Kontrollverlust

Ein Knäckebrot hat

heute für mich das Universum verändert.

Es stürzte vom Tisch und widerlegte

das Butterseiten-Theorem.

die Kanäle der Anderen

von hier aus, von mir aus, sieht es so aus:

es gibt eine allem zugrunde liegende wahrheit. einen gemeinsamen beginn. die entropie der ereignisse macht es undenkbar, sie auf höheren ebenen ungebrochen
in ihrer gesamtheit zu betrachten. aber es gibt immer neue kombinationsmöglichkeiten.


wo einer gewinnt, wird an anderer stelle verloren. man stößt mit seinen durchlässigen membranen an
an manchen Punkten - wo etwas ist, sind Widerstände oder Begrenzungen
an denen zuerst fasziniert genagt und gemessen wird, letzlich aber wendet man
sich doch von ihrer Undurchdringlichkeit ab.